Zeittafel des Jugoslawien-Konflikts
Landkarten, Graphiken, etc. im Anhang
1918
  • "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen"

  • (Grenzverlauf durch Pariser Vorortverträge geregelt)
1929
  • Königreich Jugoslawien
1941
  • Angriff der Achsenmächte und Auseinanderbrechen in 
    • „Unabhängige Staaten“: Kroatien, Serbien, Montenegro
    • Restliches Staatsgebiet besetzt 
  • Bestehende Spannungen des Vielvölkerstaates werden von den Deutschen ausgenutzt
    • Ab April 1941 Kampfhandlungen vorwiegend gegen Serbien
    • Klerikal-faschistische Regierung in Kroatien unter Ustascha-Führer Ante Pavelic
    • Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seiten 
    • gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien durch kroatische Ustascha

    • (Ustascha hervorgegangen aus der „Kroatischen Rechtspartei“ fordert Vereinigung Kroatiens mit Bosnien-Herzegowina in einem „national reinen“ Kroatien.)
    • gegen Kroaten und Muslime in Bosnien durch serbische Tschetniks

    • (Tschetniks waren Widerstandsgruppe gegen die deutsche Besatzung aus großserbisch gesinnten Monarchisten unter Oberst Draza Mihajlovic.) 
  • Kommunistische Befreiungsarmee aller Nationalitäten unter General Tito
1945
  • Föderative Volksrepublik Jugoslawien geht aus Titos Volksbefreiungsausschüssen hervor
  • Freundschaftspakt mit der Sowjetunion
1948
  • Aufkündigung des Freundschaftspakt mit der Sowjetunion (eigener Weg zum Sozialismus)
1963 - 1991
  • Bundesstaat Jugoslawienaus den Sozialistischen Republiken (Verwaltung von Serben dominiert)
    • Bosnien-Herzegowina
    • Montenegro
    • Kroatien
    • Slowenien
    • Mazedonien
    • Serbien mit den autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina
  • 23,5 Mio Einwohner (36% Serben, 19.7% Kroaten, 8% Slowenen, 7.7% Albaner, 6% Mazedonier, 2.6% Montenegriner, daneben starke Minderheiten)
1971
  • Zurückweisung kroatischer Selbstbestimmungsforderungen
1974
  • Neue Verfassung mit mehr Rechten der einzelnen Bundesstaaten
  • Autonomie der Provinzen Kosovo und Vojvodina wird festgeschrieben
  • Bundesarmee als „neunte föderative Einheit“
1980
  • Tod Titos
1981
  • Unabhängigkeitsforderung der autonomen Provinz Kosovo wird von Serben gewaltsam niedergeschlagen
1987
  • Slobodan Milosevic als Präsident der Serbischen Republik
  • national-bolschewistische Strömung in Serbien mit
  • Kosovo-Problem (82% Albaner, 10% Serben) als Vehikel 
    • Legende vom Genozid an Serben, getragen durch
    • Schlacht auf dem Amselfeld 1389 (Sieg der Türken über die Serben)
    • zahlreiche serbische Klöster im islamisch bestimmten Kosovo 
    • Vertreibung tausender Serben während des zweiten Weltkrieges aus Kosovo als Teil des italienisch kontrollierten Albaniens
Okt. 1988
  • Rücktritt der Partei- und Republiksführungen und Übernahme durch Vertrauensleute Milosevics in der serbischen, autonomen Provinz Vojvodina und in der jugoslawischen Republik Montenegro
März 1989
  • Autonomierechte der Provinz Kosovo werden aufgehoben
Januar 1990
  • Auseinanderbrechen des „Bundes der Kommunisten Jugoslawiens“

  • (zuerst verlassen die Kommunisten Sloweniens und Kroations die Bundespartei)
  • Generalstreiks und Demonstrationen im Kosovo werden durch Einsatz von Armee und Polizei niedergeschlagen (mehr als 90 Tote)
April & Mai 1990
  • freie Wahlen in Slowenien und Kroatien (Franjo Tudjman)
  • Die neuen, nichtkommunistischen Regierungen lehnen die jugoslawische Volksarmee ab und verfolgen die Umwandlung des Bundesstaates in einen Staatenbund
Juli 1990
  • Auflösung des Kosovo - Parlaments durch die Serben
  • Auflösung der serbischen KP und Zusammenschluß zur „Sozialistischen Partei Serbien“ unter Slobodan Milosevic
bis Sept 1990
  • Militärherrschaft der Serben im Kosovo, Kontrolle über gesamtes, öffentliches Leben (Hunderttausend Albaner verlieren ihre Arbeit, Leitung der Fabriken in serbischer Hand, Akademie der Wissenschaften aufgelöst, kein Unterricht in albanischer Sprache)
Okt 1990
  • Serbien zieht seine Vertreter aus der jugoslawischen Regierung zurück
  • Wirtschaftliche Selbstständigkeit Serbiens durch Übernahme umfangreicher Zuständigkeiten der jugoslawischen Bundesregierung
Nov. & Dez 1990
  • freie Wahlen in Bosnien-Herzegowina und Mazedonien (nationalistische Kräfte)
  • freie Wahlen in Serbien (Milosevic) und Montenegro (Bulatovic)
Dez. 1990 
  • Serbische Minderheit in Kroatien ruft „Autonomes Gebiet der Krajina“ aus und will in einen Staatenbund mit der „Mutterrepublik“ Serbien
Anfang 1991
  • Einstellung der Zahlungen an die Bundeskasse durch alle sechs Republiken
  • Formierung bewaffneter Milizen in den Republiken
  • Ultimatum der Bundesregierung zur Entwaffnung der republikanischen Milizen verstreicht
  • Einheiten der Bundesarmee und kroatische Polizei werden in Alarmbereitschaft gesetzt
  • Nationalistische Propaganda zwischen Serben und Kroaten
Feb. & Mai 1991
  • Slowenien und Kroatien beschließen Abtrennung von Jugoslawien, Auflösung des Bundesstaates und Gründung von souveränen Staaten
  • Slowenien als reichste, industriell am meisten entwickelte Republik Jugoslawiens strebt Mitgliedschaft in der EG an, EG will weiterhin Einheit Jugoslawiens erhalten, d.h. Internationalisierung des jugoslawischen Konflikts
März 1991
  • Präsident Milosevic fordert Grenzrevision zugunsten Serbiens, falls zentral regierte Föderation nicht zustande kommt 
  • Erste Kampfhandlungen zwischen kroatischen Spezialeinheiten und Bundesarmee
Mai 1991
  • Bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen zwischen kroatischen Milizen und Bundesarmee
25. Juni 1991
  • Unabhängigkeitserklärung durch Slowenien und Kroatien
  • Kämpfe an den Grenzübergängen zu Italien und Österreich, Bombardierung des Flughafens Ljubljana
Sommer 1991
  • Waffenembargo und Aussetzung der Finanzhilfe durch EG
  • EG setzt Kroaten Stipe Mesic als Vorsitzenden des Staatsrats durch
  • Abkommen von Brioni (8. Juli) beenden militärische Auseinandersetzungen, Slowenien und Kroatien setzen den Vollzug der Unabhängigkeit für drei Monate aus
  • Bundesarmee zieht aus Slowenien ab (18.Juli), damit faktische Anerkennung der Souveränität Sloweniens
  • Kroatische Gebiete in Slawonien und Krajina sollen jedoch in Restjugoslawien verbleiben
  • Bruch des Abkommens von Brioni durch Angriffe der Serben auf kroatische Verbände
  • Bürgerkrieg in Slawonien (Osijek, Vinkovci, Vukovar)
  • Großoffensive und Belagerung von Dubrovnik, Angriffe auf Split
  • Dreimonatige Beschuß und Belagerung von Vukovar
  • „Ethnische Säuberung“ und Vertreibung der kroatischen Bevölkerung
Dez 1991
  • Entsendung von UNO-Vertretern und UNO-Friedenstruppen durch UN-Sicherheitsrat
  • Beschluß der völkerrechtlichen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens durch die EG (17. Dez)
  • Jugoslawisches Rumpf-Staatspräsidium, Serbien und Kroatien
  • stimmen dem UNO-Plan zur Beendigung des Krieges zu
  • Jugoslawische Volksarmee räumt die Kasernen in Kroatien
15. Januar 1991
  • Völkerrechtliche Anerkennung Sloweniens und Kroatiens durch die EG (Beschluß bereits am 17. Dezember 1991)
Februar 1992
  • Stationierung der UNO-Friedenstruppen im kroatischen Kriegsgebiet(30% bleiben jedoch von Serben besetzt)
Ende Januar 1992
  • Ausschreibung einer Volksabstimmung über die Unabhängigkeit von Bosnien-Herzegowina

  • (Bevölkerung: 44% Bosniaken (d.h. bosnische Moslems), 31% Serben, 17% Kroaten)
  • Dies wird jedoch nur von Moslems und Kroaten im Parlament unterstützt
  • Die bosnischen Serben fordern daraufhin die Abspaltung ihrer Siedlungsgebiete - ihrer Forderung nach ca. 2/3 des Territoriums - die sich später dem Mutterstaat Serbien anschließen und so als Landbrücke zur Krajina dienen soll.
3. März 1992
  • Unabhängigkeitserklärung Bosnien-Herzegowinas nach erfolgreicher Volksabstimmung

  • (99% bei einer Wahlbeteiligung von 63%, bosnische Serben boykottieren die Abstimmung)
  • Die EG schlägt eine Konföderation nach Schweizer Muster vor, welches jedoch bei beiden Konfliktparteien auf Ablehnung stößt.
6. / 7. April 1992
  • Anerkennung Bosnien-Herzegowinas durch die USA und die EG
  • Ausbruch des dritten Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien
  • Die jugoslawische Volksarmee greift auf Seiten der Serben ein
  • Serbien und Kroatien streben Aufteilung Bosnien-Herzegowinas an
  • Unvorstellbare Gewalttaten mit Tausenden Toten und Hunderttausenden Flüchtlingen
Mai 1992
  • Massaker in der Hauptstadt Sarajewo
  • UN-Sicherheitsrat beschließt Handelsembargo und Sanktionen gegen Serbien und Montenegro
  • Sanktionen und Waffenembargo zeigen keinerlei Erfolg
  • Beschuß und Belagerung von Sarajewo, Bihac, Srebrenica, Tuzla, Zepa, Gorazde
Juni 1992
  • Stationierung von UNO-(Blauhelm)-Soldaten in Sarajewo
3. Juli 1992
  • Proklamation des „Kroatischen Staats Herceg-Bosna“ (Westherzegowina)

  • und damit Abkopplung vom bosnisch-herzegowinischen Gesamtrepublik
16. Juli 1992
  • Patrouillen von NATO-Kriegsschiffen und –flugzeugen vor der Küste Montenegros
August 1992
  • Bilder von Internierungslagern in Bosnien mit systematischen Folterungen, Tötungen und Massenvergewaltigungen
  • Entvölkerung ganzer Landstriche durch „ethnische Säuberung“ 

  • (Mord und Vertreibung vorallem der nicht-serbischen Bevölkerung)
  •  Jugoslawien-Konferenz in London (EG und UNO) bleibt erfolglos 
Ende 1992
  • Jugoslawien-Konferenz in Genf (EG und UNO) bleibt erfolglos
  • Zerfall des kroatisch-moslemischen Zweckverbundes zugunsten eines Zusammengehens von Kroaten und Serben, die mittlerweile ¾ Bosnien-Herzegowinas besetzt halten, deutet sich an.
  • Greueltaten kroatischer Milizen an moslemischer Bevölkerung
  • Bosnischer Serbenführer Radovan Karadzic droht mit Vorgehen gegen UNO-Truppen
  • Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Serbien 
  • Sozialistische Partei Serbiens von Präsident Milosevic als Sieger
  • Verschlechterung der Versorgungssituation in den von Serben belagerten bosnischen Städten Gorazde, Zepa, Cerska und Srebrenica
Anfang 1993
  • Vance (UNO) – Owen (EG) – Friedensplan
    • Waffenstillstand
    • Bosnien-Herzegowina als souveräner Staat mit zehn weitgehend autonomen Provinzen
    • Entwaffnung der Kampfeinheiten aller  drei Kreigsparteien durch die UNO
    • Entfernung aller schweren Waffen aus der Umgebung Sarajewos
    • Wiederherstellung der Infrastruktur durch die UNO
  • „Parlament“ (nicht-gewählte Versammlung) der bosnischen Serben fordert Grenzverschiebungen (Nordbosnien als Korridor Restjugoslawiens mit den serbisch-kontrollierten Gebieten Bosniens und Kroatiens)
 Feb. 1993
  • Neugewählte US-Regierung unter Bill Clinton will sich aktiver in die Verhandlungen einschalten. 
März 1993
  • Amerikanische Luftbrücke nach Ost-Bosnien
  • Vance-Owen-Friedensplan wird von bosnischen Kroaten und Moslemen, 

  • nicht jedoch bosnischen Serben unterzeichnet
April 1993
  • Kontrolle des Flugverbots über bosnischem Territorium durch die NATO im Auftrag der UNO
  • Anhaltende Kämpfe in Ostbosnien, neue Kämpfe in Mittelbosnien
  • Verschärftes Handelsembargo der UNO gegen „Rest-Jugoslawien“
Mai 1993 
  • Karadzic unterzeichnet Vance-Owen-Friedensplan unter Vorbehalt
  • „Parlament“ bosnischer Serben stimmt gegen den Friedensplan
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Sanktionen gegen Restjugoslawien
(aus: Der Spiegel 18/1993)
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Provinzen der Volksrepublik Jugoslawien
bis Mitte 1991

(aus: Praxis Geographie 5/1991)
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lager.jpg
Gefangenenlager in Bosnien-Herzegowina
(aus: Rathfelder, E., Reinbek 1992)
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Die Lage im Mai 1993
(Globus 1227)
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Serbische Siedlungsgebiete in Kroatien
(aus: Die Zeit 49/1991)
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vanceowen.jpg
Reale Gebietsaufteilung im Vergleich zum
Vance-Owen-Friedensplan (Mai1993)
(Index Funk 6586)
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Der Zerfall Jugoslawiens
(Globus 9749)
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