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Dynamisches, kritisches Verhalten

Die Frage, ob der kritische Bereich von Gadolinium entweder durch ein isotropes Heisenberg- mit oder ohne dipolare Wechselwirkungen oder ein anisotropes Ising-Modell beschrieben werden kann bzw. ob Übergänge zwischen diesen Bereichen stattfinden, läßt sich auch auf das dynamische Verhalten ausdehnen.

Dynamische Eigenschaften im kritischen Bereich von Gadolinium wurden bislang hauptsächlich durch drei Hyperfeinfeld-Meßmethoden, nämlich Mößbauer-Spektroskopie [Cho 84], [Cho 86a], tex2html_wrap_inline5297-tex2html_wrap_inline5297-Winkelkorrelation [Col 86] und tex2html_wrap_inline5291SR elaxation [Wäc 86], [Har 90b] untersucht. Die experimentell bestimmten Werte des kritischen Exponenten w sind in Tabelle gif aufgeführt.

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Table: Vergleich experimenteller und theoretischer ermittelter Werte
des dynamischen, kritischen Exponenten w in Gadolinium

Eine Schwäche der Messungen [Cho 84], [Cho 86a] mittels Mößbauer-Spektroskopie lag darin, daß es nicht möglich war, isotropes von anisotropem Verhalten zu unterscheiden, und die Auswertung unter der Annahme isotroper Spinfluktuationen erfolgte. Als Erklärung für die unerwartet niedrigen Werte für w gaben Chowdhury et al. den möglichen Übergang zu anisotropen Spin-Fluktuationen mit unterschiedlichem Temperaturverhalten longitudinaler und transversaler Korrelationszeiten an.

Eine Bekräftigung dieser Annahme lieferten Collins et al. [Col 86]. Ihre tex2html_wrap_inline7879In PAC-Messungen zeigten isotrope Fluktuationen für tex2html_wrap_inline7881, für tex2html_wrap_inline7883 jedoch einen Übergang zu anisotropen Fluktuationen entlang der c-Achse. Der Wert des dynamischen Exponenten w weicht jedoch auch hier erheblich von den theoretischen Werten ab, und ist weder mit dem isotropem oder dipolarem Heisenberg-Modell, noch mit dem anisotropen Ising-Modell vereinbar.

tex2html_wrap_inline5291SR elaxationsmessungen einer polykristallinen Probe in einem äußeren Feld tex2html_wrap_inline7889 mT [Wäc 86] zeigten bei tex2html_wrap_inline7891 einen Übergang von isotropem zu dipolarem Heisenberg-Verhalten mit nahezu temperaturunabhängigen (w=0.15(5)) Spinfluktuationen im Bereich tex2html_wrap_inline7895. Folgende Messungen an einer einkristallinen Probe ohne äußeres Feld [Har 90b] wiesen eine ausgeprägte Anisotropie für tex2html_wrap_inline7897 nach. Beide Messungen werden im folgenden Abschnitt ausführlich beschrieben.

  
Figure: Vergleich der experimentell bestimmten tex2html_wrap_inline5291SR elaxationsraten mit den theoretisch erwarteten Werten im kritischen Bereich von Gadolinium [Dal 94].
Die Meßpunkte stammen von Transversalfeldmessungen (tex2html_wrap_inline7901 mT) an einer polykristallinen Probe (tex2html_wrap_inline6753) [Wäc 86] bzw. Nullfeldmessungen an einer einkristallinen Probe (tex2html_wrap_inline7089) [Har 90b]. Die durchgezogene Kurve ist die Vorhersage des dipolaren Heisenberg-Modells. Nähere Erläuterungen im Text.

Eine direkte Verknüpfung der gewonnenen Meßdaten mit den theoretischen Modellen erfolgte erst vor kurzem. Yaouanc et al. [Yao 93] lieferten eine Beziehung zwischen gemessener tex2html_wrap_inline5291SR elaxationsrate und theoretischer Korrelationsfunktion. Frey und Schwabl [Fre 89] berechneten die Korrelationsfunktion für das Heisenbergmodell mit dipolarer Wechselwirkung (Isotropie als Grenzfall) für kubische Gittersymmetrien. Dalmas de Réotier und Yaouanc [Dal 94] versuchten diese Korrelationsfunktion über den dipolaren Kopplungstensor an die hexagonale Gittersymmetrie von Gadolinium anzupassen.

Abbildung gif macht die relativ gute Übereinstimmung von Theorie und experimentellen Ergebnissen im Bereich tex2html_wrap_inline7909 K (tex2html_wrap_inline7911) deutlich. Im unmittelbarer Nähe der Übergangstemperatur weicht die theoretische Vorhersage jedoch von den experimentellen Werten gif ab. Hier werden anisotrope Einflüsse der hexagonalen Gitterstruktur entscheidend, die in der verwendeten Korrelationsfunktion (Heisenberg mit dipolarer Anisotropie für kubische Gittersymmetrie) noch nicht berücksichtigt sind. Eine Erweiterung auf uniaxiale Anisotropien hexagonaler Gitter wird zur Zeit von einem Mitarbeiter unseres Lehrstuhls ausgearbeitet.


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ernst schreier
Fri Mar 14 11:46:58 MET 1997