Gadolinium weist als einziges Element der Seltenen Erden
einen direkten Phasenübergang vom paramagnetischen in den
ferromagnetischen Zustand auf
,
und besitzt innerhalb dieser Reihe die höchste, ferromagnetische
Ordnungstemperatur von K.
Aufgrund der halbgefüllten 4f-Elektronenschale und des daraus
resultierenden S Grundzustandes weist Gadolinium
im Vergleich zu anderen schweren Seltenen Erden eine relativ geringe
magnetische Anisotropie auf, die jedoch stark temperaturabhängig ist.
Mehrere verschiedene Experimente
(Drehmomentmessungen: [Cor 62], [Gra 62], [Dar 65]
[Cor 76], [Fra 77], [Fra 80], Magnetisierungsmessung:
[Nig 63], elastische Neutronenstreung: [Cab 68] und
SR: [Gur 76], [Gra 77], [Gra 78], [Den 79],
[Har 90b]) beobachteten eine Drehung der spontanen
Magnetisierungrichtung (Spindrehung) im ferromagnetischen Bereich:
Direkt unterhalb der Ordnungstemperatur K
ist die Richtung der spontanen Magnetisierung
(ferromagnetic easy axis)
parallel zur hexagonalen c-Achse orientiert.
Bei K dreht sie sich rasch von der c-Achse weg,
erreicht den maximalen Drehwinkel
für K, und dreht sich bei weiterer Temperatursenkung
auf den Endwert von zurück, den sie
bei K erreicht (Abb. )
.
Dieses Verhalten spiegelt sich in der Temperaturabhängigkeit der
spontanen SR otationsfrequenz
bzw. des lokalen Magnetfeldes am Myonenort wider.
Abbildung zeigt das Ergebnis einer SR-Nullfeldmessung
an einer einkristallinen Gd-Kugel [Har 90b]
(Messungen einer polykristallinen Probe [Den 79]
und die Referenzmessung mit GPa der Hochdruckexperimente
(Abb. und Abb. )
lieferten dasselbe Resultat).
Figure: Temperaturabhängigkeit des Drehwinkels zwischen
spontaner Magnetisierungsrichtung und hexagonaler c-Achse
(--) [Den 79].
Eingezeichnet sind ferner die Werte der
Neutronenstreu- () [Cab 68] und Drehmoment-Messungen
() [Cor 76], (- - -) [Gra 62].
Figure: Temperaturabhängigkeit der spontanen SR otationsfrequenz
einer einkristallinen
Gd-Kugel im ferromagnetischen Zustand [Har 90].
Die Temperaturabhängigkeit des lokalen Magnetfeldes
am Myonenort
kann durch das Wechselspiel der verschiedenen Feldbeiträge
erklärt werden (Gleichung )
(ohne äußeres, magnetisches Feld gilt
):
Lorentzfeld und Fermi-Kontaktfeld sollten in Betrag und Richtung der Sättigungsmagnetisierung folgen. Sie können infolgedessen zu einer einzigen Vektorgröße zusammengefaßt werden, die der Drehung des Magnetisierungsvektors folgt (c-Achse in z-Richtung, Abb. ):
Das lokale Dipolfeld
der lokalisierten 4f-Momente
besitzt hingegen eine andere
Abhängigkeit vom Drehwinkel
( ist der Tensor des Dipolfeldes am Myonenort
und von der Kristallstruktur abhängig
):
Somit ergibt sich für die Abhängigkeit des lokalen Magnetfeldes
vom Drehwinkel :
Figure: Oktahedraler Zwischengitterplatz als Ort des Myons
innerhalb des hexagonalen Gd-Gitters [Den 79]
und Definition des Drehwinkels .
Die Temperaturabhängigkeit der Vektorgröße
kann als Differenz
des experimentell bestimmten, lokalen Magnetfeldes
und des theoretisch berechneten lokalen
Dipolfeldes
ermittelt
und für mehrere, feste Drehwinkel graphisch aufgetragen
werden (Abb. ).
Unter der Annahme, daß der Temperaturverlauf als Summe von Lorentzfeld und Fermi-Kontaktfeld
Figure: Temperaturabhängigkeit der Vektorgröße
für verschiedene, feste Drehwinkel
für den oktahedralen und tetrahedralen Zwischengitterplatz
in hexagonalem (hcp) Gadolinium [Gra 77].
Die Kurven ergeben sich aus dem experimentell bestimmten
lokalem Magnetfeld und dem theoretisch
berechneten Dipolfeld .
Unter der Annahme eines glatten Temperaturverlauf von
mit den Randbedingungen
für 230 K und
für T=50 K
kann hieraus die Temperaturabhängigkeit des Drehwinkels
ermittelt werden.
Figure: Temperaturabhängigkeit der Vektorgröße
des experimentell bestimmten, lokalen Magnetfeldes
und des berechneten, lokalen Dipolfeldes
für die Drehwinkel
(von oben nach unten) für einen äußeren Druck von
p=0.6 GPa [Mut 93a].